Das Jahr 2020 steht für das Stadtarchiv nicht nur im Zeichen der Corona-Pandemie, sondern brachte ebenso einen technischen Fortschritt und gelungene Umsetzung eines geförderten Projektes zur Bestandserhaltung.
Im April war es so weit: Ein Archivscanner zog in das Stadtarchiv ein und die Auftrags- und Erhaltungsdigitalisierung konnte beginnen. Gerade in den Wochen der Schließung der Einrichtung war es nun realisierbar, trotzdem den Geschichts- und Familienforschern den Zugang zu einzelnen Unterlagen zu ermöglichen. Der Scanner kommt vor allem zur Digitalisierung von häufig genutzten Archivalien zum Einsatz, um eine dauerhafte Bewahrung des Originales zu gewährleisten. Darüber hinaus wird er rege für Reproduktionsaufträge genutzt: Vermehrt werden digitale Kopien durch Nutzer angefordert, welche aufgrund des langen Anfahrtsweges nicht selbst das Archiv besuchen können.
Im Hinblick auf den Originalerhalt bewarb sich das Stadtarchiv bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK) um Fördermittel zur Anschaffung von speziellen Archivkartons für die Personenstandsregister. Als im August der Bewilligungsbescheid einging war die Freude natürlich groß, denn mithilfe der anteiligen Förderung war es möglich, die insgesamt 915 Register des Standesamtsbezirkes Altenburg zu kartonieren und damit vor bestandsgefährdenden Einflüssen wie Staub und Licht abzuschirmen. Ermöglicht wurde dieses Vorhaben im Zuge des Modellprojektes für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes der Förderinnen Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Kulturstiftung der Länder und eben die KEK.
Die Personenstandsregister beginnen 1874/1876 und bilden die wichtigste Recherchegrundlage für genealogische Forschungen – hier vor allem für Familienhistoriker und Nachlassermittler. Sie dokumentieren mit ihren Einträgen zu Geburten, Ehen und Todesfällen die Kerninformationen des menschlichen Lebens und müssen dauerhaft aufbewahrt werden. Der Bestand des Archives ist ein Wissensspeicher, der die Historie der Stadt und ihrer Bewohner widerspiegelt. Gerade die standesamtlichen Aufzeichnungen werden sehr oft angefragt: Zwar beschränken sich diese auf Altenburg und das Umland, aber aufgrund der Wanderungsbewegung finden sich Personen aus der ganzen Welt darin wieder. Die im Stadtarchiv aufbewahrten standesamtlichen Originalquellen ermöglichen Recherchen zu Personen aus großen Teilen des Landkreises. Bei Verlust dieser Informationen trifft dies nicht nur Altenburger, sondern auch Nachfahren, die über die ganze Welt verstreut leben. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Anfragen zu den Personenstandsregistern von hohem überregionalem und sogar globalem Interesse sind.
Bisher wurden die Bücher im Regal stehend gelagert, was bereits negative Folgen wie lose Buchrücken und Papierrisse hat. Um sie besser schützen und für die weiteren Generationen erhalten zu können, wurde sich für die Umbettung in Archivkartons entschieden. Die Verwahrung in diesen Schutzverpackungen ist eine präventive Maßnahme der Bestandserhaltung, da sowohl vor exogenen Schäden geschützt als auch endogene Prozesse entschleunigt werden. Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Altenburg, war die Bewerbung bei der KEK die Chance, den Wunsch zur Verbesserung der Lagerqualität der standesamtlichen Aufzeichnungen Realität werden zu lassen. Die erhaltene Förderung finanziert sich aus Bund-Länder-Mitteln.
Die Zuschüsse der KEK ermöglichen es seit zehn Jahren, dass Bestandserhaltungs-Projekte verschiedener Einrichtungen mit schriftlichem Kulturgut, gerade auch Archive, mit wenigen Eigenmitteln realisiert werden können.
Gez. Susan Pleintinger