+++Sonntag, 15 Uhr: Eröffnung der Foto-Ausstellung „Landschaft nach der Wismut“ mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Karl-Heinz Rothenberger+++
Insgesamt 14 Mal besuchte der Landshuter Fotograf Karlheinz Rothenberger ab Ende der 1990er Jahre die von der „Wismut“ geformten Landschaften im Ronneburger Uranerzbergbaurevier. Durch persönliche Kontakte erhielt er Einblicke in die Rückbaumaßnahmen vor und nach der Bundesgartenschau 2007. Auf eindrucksvollen Fotografien hielt er die verformten Landschaften fest.
Das Museum Burg Posterstein zeigt die so entstandenen Schwarz-Weiß-Fotografien von 23. Februar bis 10. Mai.
Zur Ausstellungseröffnung am 23. Februar, 15 Uhr, erzählt Karl-Heinz Rothenberger im Salongespräch mit Museumsdirektor Klaus Hofmann von seinen Einblicken und seiner fotografischen Sicht auf eine Industrie, die die Region nachhaltig geprägt hat.
Bis 1998 wusste Karl-Heinz Rothenberger nichts vom Uranabbau in Sachsen und Thüringen und dessen Bedeutung für das sowjetische Atomprogramm während des Kalten Krieges im letzten Jahrhundert.
Der Fotograf besuchte erstmals die „Wismutlandschaft“ im April 1998 im Rahmen einer Ärzte-Tagung in Gera. Beeindruckt von der Herausforderung der Sanierung begab er sich bis Oktober 2019 insgesamt über vierzehnmal auf Exkursion, jeweils mit kundiger Führung durch einen Vertreter der Wismut GmbH.
Sein unvoreingenommener fotografischer Blick ist deshalb die Sicht von Außen auf die in ihrer Dimension bisher einmalige Sanierung einer durch Uran-Bergbau zerstörten Landschaft.
Er selbst sagt dazu: „Die komplexen Probleme, wie zum Beispiel Grundwasserveränderungen oder der notwendig werdende Strukturwandel blieben mir eher verborgen“ und weiter „ein faustisch anmutendes Szenario war das Ablöschen des bis 80°C heißen Abraums, die Abtragung der als Wahrzeichen geltenden und identitätsstiftenden Kegelhalden sowie die noch anhaltenden Sicherungsmaßnahmen der Tailings [Schlamm in Absetzbecken].“
Die ausgestellten Fotos zeigen überwiegend die Arbeiten im Ronneburger Revier. Bildunterschriften unter den im eigenen Labor entwickelten Fotografien erklären das Dargestellte. Historische Informationen zum Uranerzbergbau in Thüringen und Sachsen runden die Schau ab.
++Biografie: Karl-Heinz Rothenberger++
geboren 1945 in Landshut, studierte Medizin in München und Zürich.
Nach Assistenzarztjahren in der Inneren Medizin und Chirurgie wendete er sich der Urologie zu. Nach fundierter Facharztausbildung konzentrierte er sich als Oberarzt vermehrt auf operative Techniken und wissenschaftliche Forschung, z.B. der damals brandneuen Lasertechnik. 1983 kehrte er als Chefarzt in seine Heimatstadt zurück und gründete die Urologische Klinik.
Parallel dazu widmete sich Rothenberger schon früh der Fotografie, so beteiligte er sich bereits 1967 mit zwei Arbeiten an der Ausstellung des Deutschen Jugendfotowettbewerbs in Düsseldorf. Inzwischen hat sich der Künstler und Arzt ganz auf die Schwarz-Weiss-Fotografie in analoger Kleinbildtechnik fokussiert. Früher kamen Spiegelreflexkameras zum Einsatz, jetzt hat die Leica M7 Priorität.
„Subjektiv durch das Objektiv“ und „Gesehen mit den Augen des Fotografen“ sind frühe Programmpunkte im Schaffen Karl-Heinz Rothenbergers. Sie beinhalten auch die Wahrhaftigkeit in der Fotographie, die nachträgliche Manipulation des einmal festgehaltenen Augenblicks wird abgelehnt.
In der Regel unterbleiben selbst Ausschnittsvergrößerungen, sichtbar am demonstrativen Leica-Rahmen. Die Sichtweise Rothenbergers ist neugierig und interessiert, aber auch einfühlend und wohlwollend, nie verletzend und indiskret.
Neben industriellen und handwerklichen Arbeiten stehen die Darstellung der menschlichen Persönlichkeit und landschaftliche Formen in der Themenliste obenauf, gesehen in Einzelausstellungen von Wien über München, Berlin bis Algund/Italien und Herrmannstadt/Rumänien, sowie einer Gruppenausstellung in Hamburg. Acht Kalender, sieben Bücher sowie Zeitschriftenbeiträge runden den Arbeitskatalog ab.
Text: Monika Georgieff