Der Schloss-und Kulturbetrieb hatte eingeladen und 50 Gäste sind gekommen: Kürzlich fand in der Schlosskirche ein Vortrag über Schmuck und Kleidung auf Totenbildern des Kurfürstenpaares Johann Georg I. und Magdalena Sibylla von Sachsen statt.
Die Referentin, Frau Dr. Christine Nagel, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der zu den Staatlichen Kunstsammlungen gehörigen Rüstkammer im Dresdner Schloss, hat sich u.a. mit dieser Thematik im Rahmen ihrer Dissertation langfristig beschäftigt und konnte Beschreibungen des Schmuckes und der Bekleidung der Verstorbenen im Detail vorstellen und erklären. Wertvolle, mit Edelsteinen und Perlen besetzte goldene Ringe, Armbänder, Bildnisanhänger und sogenannte Gesellschaftsketten wurden den fürstlichen Leichnamen mit in den Sarg gegeben.
Interessant war zu erfahren, welche Bedeutung die Schmuckstücke einst im Leben der Verstorbenen hatten. Frau Dr. Nagel konnte zur Visualisierung des Themas Abbildungen von den unvergleichlich wertvollen Beständen der Rüstkammer und des Grünen Gewölbes präsentieren. Aufbahrung und Beisetzung der fürstlichen Persönlichkeiten folgten einem aufwändigen Ritual, in dessen Durchführung eine Vielzahl von Personen eingebunden war. Kenntnisse darüber vermitteln gedruckte Leichenpredigten, darin eingefügte Lebensläufe und eine Vielzahl handschriftlicher Dokumente.
Im Rahmen des Vortrages wurden erstmals seit ihrer umfangreichen Restaurierung die großformatigen Leichenbilder der Kurfürstenpaares der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gemälde hatte einst die Herzogin Magdalena Sibylla von Sachsen-Altenburg, Tochter der Verstorbenen, in Auftrag gegeben. Über Jahrhunderte hingen die Kunstwerke im Sinne der Erinnerungskultur in der Schlosskirche. Auf den Gemälden sind die prächtige Totenkleidung, der Schmuck und die Grabbeigaben filigran wiedergegeben – so konnte Frau Dr. Nagel die absolute Übereinstimmung zwischen historischer Beschreibung und gemalter Darstellung belegen. Die Altenburger Bilder gelten als eine fachliche Sensation, denn bis dato waren nur kleinformatige schwarz-weiße Kupferstiche von den Verstorbenen bekannt. Vergleichbare Gemälde sind bisher nicht nachweisbar.
Zum Vortrag war auch die Dresdner Restauratorin Frau Susanne Launer anwesend, die während eines mehrjährigen Projektes an den Totenbildern die komplizierten Restaurierungs- und Ergänzungsarbeiten ausführte. Im Anschluss an die Darlegungen von Frau Dr. Nagel stellte Frau Launer einige Ergebnisse ihrer vielschichtigen Arbeit an den Gemälden vor. Das Publikum konnte an dem Vortragsabend eindrucksvoll an einer uns weitgehend fremden Welt der Sepulkralkultur Anteil nehmen. Das Thema ist so vielschichtig und spannend – es wird auch zukünftig in Vortragsveranstaltungen eine Rolle spielen.