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Sacri Monti. Fotografien von Bertram Kober

Sacro Monte di Varallo; Fotografie Bertram Kober (Detail) (Foto: privat)

Ausstellung im Lindenau-Museum Altenburg vom 1. März bis 11. Juni 2017

Sacri Monti

Nicht von ungefähr eröffnet das Lindenau-Museum Altenburg seine nächste Ausstellung genau am Aschermittwoch. Fotografien Bertram Kobers der im Norden Italiens gelegenen „Sacri Monti“ stimmen auf die Passionszeit ein.

Sacri Monti, heilige Berge, sind Kapellen und andere mit figürlichen Darstellungen inszenierte Wallfahrtsorte im Piemont und in der Lombardei. Neun von ihnen zählen seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe: Belmonte, Crea, Domodossola, Ghiffa, Oropa, Orta und Varallo im Piemont sowie Ossuccio und Varese in der Lombardei.

Die Sacri Monti entstanden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, als die traditionellen Pilgerstätten im Heiligen Land und in Europa durch Kriege und materielle Hindernisse schwer erreichbar geworden waren. Zugleich waren diese plastischen Darstellungen von Szenen aus dem Leben Christi und der Heiligen Bastionen gegen die von Norden her einfallenden Gedanken der Reformation.

Die Sacri Monti gaben den Gläubigen die Möglichkeit, zentrale Inhalte des Christentums auf anschaulichste Weise nachzuvollziehen. Neue Pilgerorte entstanden. Die überaus ausdrucksvoll gestalteten Figurengruppen sind hervorragende Zeugnisse des europäischen Manierismus.
Es ist kein Zufall, dass diese Wallfahrtsorte mit ihren lebenden Bildern auf Erhebungen in der Landschaft angelegt wurden. An erhöhten Orten finden traditionellerweise bedeutende Ereignisse der Heilsgeschichte statt. Der Weg hinauf ist aber auch Teil des anstrengenden Pilgerweges, an dessen Ende für den Gläubigen die Begegnung mit dem Leidensweg der Heiligen steht.

Die Sacri Monti liegen meist in einem geschlossenen Areal. Es sind an drei Seiten geschlossene Kappellenbauten, die häufig zu einem Gebäudekomplex verbunden werden. Jede Kapelle stellt eine einzelne Episode dar. Annähernd lebensgroße, ausgesprochen lebensnahe Figurengruppen, die meist aus Terrakotta gefertigt sind, erwarten den Besucher im Vordergrund. An den Wänden der Kapellen werden die Szenen in der Form von Fresken oder Reliefs illusionistisch fortgesetzt. Durch den Weg von Kapelle zu Kapelle verknüpfen sich die Einzelszenen zu einer Erzählung.

Die Geschichte der Sacri Monti beginnt mit der Errichtung des Heiligen Berges im piemontesischen Varallo Ende des 15. Jahrhunderts. Der Komplex aus 45 einzelnen Bauwerken liegt eindrucksvoll auf einem nach drei Seiten freiliegenden, 200 Meter hohen Bergkegel. Thema ist in erster Linie das Leben und Sterben Jesu Christi, das mit 600 lebensgroßen Figuren aus Holz und Terrakotta und über 4000 gemalten Figuren dargestellt wird. Eine der Szenen ist auch das Plakatmotiv dieser Ausstellung.

In seinen einfühlsamen fotografischen Studien verleiht der in Leipzig und Berlin lebende Bertram Kober den Akteuren der Sacri Monti neues Leben. Er macht die Melancholie der vom Zahn der Zeit bedrohten Figuren-Ensembles spürbar und tritt gemeinsam mit dem Betrachter ein in den Zauberkreis der in das Heilsgeschehen gebannten Figuren aus einer vergangenen Zeit.

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