Aktenberge und Schenkungen
Wagen wir einen Blick zurück und schauen auf die Zahlen, Menschen und Geschichten, die das Jahr 2021 für das Stadtarchiv Altenburg geprägt haben. Trotz der pandemischen Lage und einer fast dreimonatigen Schließzeit Anfang des Jahres nutzten 162 Besucher die Einrichtung, darunter im Vergleich zum Vorjahr allerdings weniger Schüler und Studenten. Es wurden dabei vielfältige Themen beleuchtet: stadtgeschichtliche wie Industrialisierung, Gaststätten oder Apotheker genauso wie Kirchenpolitik oder Familienforschung.
Unterstützen durfte das Stadtarchiv die Recherchen der Aufarbeitung der Geschichte der Altenburger Kommunalpolitikerinnen (1918-1933). Die Kolleginnen der Einrichtungen waren erstaunt, wie viele Frauen sich mit Erhalt des Wahlrechts für die Gestaltung der Geschicke der Stadt engagierten. Gerade in den Sozial- und Wohlfahrtsverbänden zeigten sich die weiblichen Abgeordneten sehr aktiv. An dieser Stelle sei stellvertretend die Vorsitzende des Wohlfahrtsausschusses Elly Syrbe genannt (1876-1950).
Darüber hinaus konnte mithilfe der städtischen Archivalien die Ausstellung „Grünes im Quadrat. Historische Gärten im Altenburger Land“ der Altenburger Museen bereichert werden. Einerseits dienten sie als Quellen bei der Forschung und andererseits in Form von Leihgaben. Insgesamt kann festgestellt werden, dass weiterhin die Nachfrage nach Zeitungen, standesamtlichen Aufzeichnungen und den fast vollständig seit 1437 überlieferten Kämmereiakten im Altenburger Stadtarchiv am stärksten ist. Ebenfalls wurden die Akten des Stadtrats oft zu Einsichtnahmen vorgelegt, da gerade diese thematisch breitgefächerte politische Entscheidungen und damit die geschichtlichen Entwicklungen widerspiegeln.
Im vergangenen Jahr beteiligte sich das Stadtarchiv am Tag des offenen Denkmals und präsentierte eine kleine Ausstellung zum Neubaugebiet Altenburg Nord, welches kurz vor seinem 50-jährigen „Geburtstag“ steht. Mit einer Besucherzahl von 455 Interessierten wurde die Vorstellung der Mitarbeiter weit übertroffen und hat einen bleibenden sowie vor allem motivierenden Eindruck hinterlassen.
Das Stadtarchiv hat im letzten Jahr mehrere Schenkungen von Privatpersonen erhalten. Vor allem hat dabei ein Plan der Röhrenfahrten (Wasserkanäle) von 1830 überrascht, der sich so bisher noch nicht im Bestand fand und diesen enorm bereichert.
Den Arbeitsalltag des Archives bestimmen aber weniger die persönlichen Besuche, denn mit knapp 700 Anfragen (50 mehr als im Vorjahr) gab es für die Kolleginnen einen stetigen Strom an Zuschriften. Hier bleibt der Trend der Auskünfte aus den Personenstandsregistern ungebrochen. Knapp 80 Prozent der Anfragen standen in Verbindung mit den standesamtlichen Registerbänden und den neu in den Bestand übernommenen Meldekarten. Neben den vielen E-Mails erreichten das Archiv außerdem zahlreiche Telefonate. Da persönliche Besuche und weite Anreisen aufgrund der Corona-Pandemie oft vermieden wurden, fanden Hilfesuchende ebenso am Telefon immer ein offenes Ohr bei den Archivangestellten. Um trotz der eingeschränkten Besuchsmöglichkeit eine gewisse Zugänglichkeit zu den Archivalien zu ermöglichen, wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Scans gefertigt. Dies machte zum Beispiel eine umfangreiche Zuarbeit bei einem studentischen Forschungsprojekt aus Konstanz möglich.
Auswirkung der Neustrukturierung und Umzüge der Stadtverwaltung waren auch im Stadtarchiv bemerkbar. Es wurden durch die Fachstellen knapp 1.600 Akteneinheiten (mehr als 150 Umzugskartons) an das Zwischenarchiv abgegeben. Weitere Übergaben sind bereits angemeldet und werden vermutlich in der ersten Jahreshälfte 2022 Einzug in das Archiv halten. Es zeigte sich im Zuge dessen aber auch, dass in den kommenden Jahren die digitale Langzeitarchivierung mit großen Schritten näher rückt. Ein vorausschauender Blick in das Jahr 2022 zeigt die Hoffnung auf eine mögliche Teilnahme am „Tag der Archive“ im März unter dem Motto „Fakten, Geschichten, Kurioses“, die Unterstützung bei Vorträgen, Forschungsprojekten, Kolloquien und Ausstellungen sowie eine Sammlung von Ideen für den Tag des offenen Denkmals.
Die Kolleginnen des Stadtarchivs möchten sich für die gewinnbringende Kooperation und Hilfe bei dem Kreisarchiv Altenburg, dem Bauarchiv, der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes sowie dem Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg bedanken.