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Herman de Vries erhält Gerhard-Altenbourg-Preis 2019

Herman de Vries (Foto: privat)Das Kuratorium des Gerhard-Altenbourg-Preises tagte am 10. November im Lindenau-Museum, um den nächstjährigen Preisträger des bedeutendsten Thüringer Kunstpreises zu küren. Die Wahl fiel auf den seit 1970 im niederfränkischen Knetzgau lebenden niederländischen Künstler Herman de Vries (geboren 1931).

Der 87-jährige de Vries ist durch ein künstlerisches Werk bekannt geworden, das sehr eng mit der Natur verbunden ist. Er ist zugleich Botaniker, Naturphilosoph, Eremit, Wanderer und Poet. Sein Material ist die Natur, insbesondere die Welt der Pflanzen, die er auf ausgedehnten täglichen Wanderungen sammelt, sortiert und collagiert. Dabei entstanden in den letzten Jahrzehnten enzyklopädische Werke von tiefer poetischer Kraft. Die Vielfalt von Gräsern, Rinden, Blüten, Blättern, Erden und Steinen wird in raumgreifenden Installationen oder seriell fixiert auf großen Papierbögen ganz neu sinnlich erfahrbar.

Herman de Vries besuchte von 1949 bis 1951 die Reichsgartenschule in Hoorn und arbeitete als Gärtner in Frankreich und den Niederlanden. Kurz darauf begann er künstlerisch zu arbeiten. Zunächst entstanden im Umfeld der Gruppe ZERO informelle Bilder, später flocht er sein Interesse an zufälligen Entwicklungsprozessen in seine Arbeiten ein. Parallel dazu blieb sein Hauptinteresse die Erforschung der Natur, der er künstlerisch und phänomenologisch auf die Spur zu kommen sucht.

Große Aufmerksamkeit wurde de Vries zuteil, als er 2015 auf der Biennale di Venezia im Niederländischen Pavillon ausstellte. Weitere Ausstellungen der letzten Jahre fanden in Tokio (2007), Paris (2008), Moyland (2009), in der Kunsthalle Schweinfurt (2010), im Ernst Barlach Haus Hamburg (2016), in der Staatsgalerie in Stuttgart (2016) und im spanischen León (2017/18) statt.

Der seit 1998 von einem Kuratorium unter Vorsitz des Lindenau-Museum Altenburgs vergebene Gerhard-Altenbourg-Preis würdigt das Lebenswerk einer Künstlerin oder eines Künstlers. Das Werk soll dem Schaffen Gerhard Altenbourgs verwandt sein. Im Falle von Herman de Vries wurde besonders die Naturnähe hervorgehoben. Auch Gerhard Altenbourg hat viele Anregungen für seine Motive auf Wanderungen durch die Landschaft um Altenburg erhalten. Pflanzenformen sind Teil seiner eigenwilligen Bildfindungen. Schon als junger Mann hatte er ein kleines Naturalienkabinett angelegt.

Der Gerhard-Altenbourg-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert, die von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Altenburger Land und dem Freistaat Thüringen aufgebracht werden. Der Künstler erhält 10.000 Euro als Preisgeld, 40.000 Euro werden für eine Ausstellung und einen Katalog verwendet. Die Ausstellung wird von Oktober bis Dezember 2019 im Lindenau-Museum stattfinden.

Das Kuratorium des Preises setzt sich aus den Sponsoren, Vertretern der Politik und Kunstsachverständigen zusammen. Nur letztere sind vorschlagsberechtigt, alle Kuratoriumsmitglieder haben jedoch ein Stimmrecht. In diesem Jahr nahmen folgende Personen an der Kuratoriumssitzung teil: Dr. Björn Egging, Konservator der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Matthias Haupt, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Dr. Anke Hervol, Sekretär der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin, Dr. Roland Krischke, Direktor des Lindenau-Museums Altenburg (Vorsitzender des Kuratoriums), Dr. Anette Kruszynski, stellv. künstlerische Direktorin der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Prof. Mark Lammert, Künstler, Uwe Melzer, Landrat des Landkreises Altenburger Land, André Neumann, Oberbürgermeister der Stadt Altenburg, Jörg Schmid, Thüringer Staatskanzlei, Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Prof. Dr. Julia Voss, Journalistin und Kunsthistorikerin, Bernd Wannenwetsch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Altenburger Land, Lutz Woitke, Vorsitzender des Förderkreises „Freunde des Lindenau-Museums“ e. V.

Preisträger des Gerhard-Altenbourg-Preises

  • 2019 Herman de Vries (geb. 1931)
  • 2017 Pia Fries (geb. 1955)
  • 2014 Olaf Holzapfel (geb. 1969)
  • 2012 Michael Morgner (geb. 1942)
  • 2010 Micha Ullman (geb. 1939)
  • 2008 Cy Twombly (1928–2011)
  • 2006 Lothar Böhme (geb. 1938)
  • 2004 Markus Raetz (geb. 1941)
  • 2002 Roman Opalka (1931–2011)
  • 2000 Walter Libuda (geb. 1950)
  • 1998 Carlfriedrich Claus (1930–1998)

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