Donnerstag , 28 März 2024
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Das Lindenau-Museum und ein Licht am Tunnelende


Kreistagsfraktion Starke Heimat: Einblicke in das Kolloquium vom 09. April 2022 und die Bewertung erreichter Ergebnisse. (Stand 11. April 2022)

Vorweg nehmen darf man, dass die erreichten Ergebnisse des Kolloquiums als Erfolg gewertet werden dürfen. Auch war die Expertenrunde überwiegend gut gewählt, wenngleich nicht jeder Teilnehmer bzw. Nichtteilnehmer unsere volle Zustimmung findet. So wurde auch Altenburgs Oberbürgermeister Neumann im Expertenkreis willkommen geheißen. Unsere berechtigte Annahme war, dass der Oberbürgermeister unserer Kreisstadt zu bau- und denkmalschutzrechtlichen Fragen angesprochen wird, denn schließlich liegt das Lindenau-Museum innerhalb der Gemarkung Stadt Altenburg. Doch weit gefehlt wurde Herr Neumann als Vertreter der Bürgerschaft begrüßt, der das Meinungsbild unserer Bevölkerung vertreten sollte. Wenngleich er es im Kolloquium deutlich weniger zum Ausdruck brachte, zeigte sich Altenburgs Social Media affines Stadtoberhaupt zurückliegend auf seinem fb Account sehr positiv gegenüber den zuletzt veröffentlichten Bildern des Architekten Sabel eingestellt. Hatte hier ggf. die öffentliche Kritik dazu geführt, dass auch Herr Neumann sich nun wesentlich zugänglicher für anderweitige Gestaltungsformen zeigte???

Landrat Melzer als Gastgeber des Kolloquiums muss sich fragen lassen, warum er Altenburgs Oberbürgermeister Neumann als Vertreter der Bevölkerung einlud, nicht aber das Kreistagsmitglied Neumann. Denn unzweifelhaft befindet sich das Lindenau-Museum in Trägerschaft des Landkreises, nicht aber der Stadt Altenburg. Natürlich kann man auch nicht jedes der 46 Kreistagsmitglieder in die Expertenrunde laden, nicht einmal einen Vertreter pro Kreistagsfraktion, weil es den Rahmen sprengen würde. Aber hätte der Landrat richtigerweise einen Fürsprecher der Landkreisbevölkerung aus den Reihen des Kreistages hinzugezogen, dann hätten wir Herrn Steffen Kühn (Regionale) empfohlen, weil dieser als Vorsitzender des Wirtschafts-, Umwelt- und Bauausschusses von Beginn das am meisten intensiv mit der Thematik „Lindenau-Museum“ befasste Kreistagsmitglied ist. So jedoch haben Landrat Melzer und Oberbürgermeister Neumann ein wenig gut erklärliches Konstrukt geschaffen, welches den kommunalen Verwaltungsvertretern der CDU eine Plattform schuf, auf welcher man sich gegenseitig die Bälle zuwarf. Man kann solches Verhalten auch als Instrumentalisierung einer kommunalen Verwaltungsangelegenheit von überregionaler Bedeutung für CDU parteipolitische Werbekampagnen deuten, denn richtig gehandelt war das weder von Herrn Melzer noch von Herrn Neumann.

Verwundert sind wir auch, dass der beauftragte Architekt Sabel selbst nicht in die Expertenrunde geladen war, um seine Planungsarbeiten dort verteidigen zu können. Herr Sabel selbst ist ein äußerst verständiger und lösungsorientiert arbeitender Mensch, welcher sich anderen klugen Ideen und Meinungen gegenüber nicht verschließt. Es wäre noch zielführender gewesen, hätte seine Expertise als hauptsächlicher Planer in der Diskussionsrunde der Experten Einfluss gefunden. So wurde ihm nach einem einführenden Kurzvortrag durch den einladenden Landrat lediglich eine Zuschauerrolle zugewiesen, von welcher aus er der Expertendiskussion folgte.

Aus der Expertenrunde gab es viele gute, wohlfundierte Aussagen, welche in ihren Zielstellungen durchaus miteinander konkurrierten. Alles hier wiederzugeben kann nicht gelingen, weshalb Auszüge genügen sollen. Unverständlich daher auch der Ausschluss der Pressevertreter aus etlichen Veranstaltungsanteilen, weil dort niemals geheimniskrämerisch gesprochen wurde. Damit hat der Landrat leider erneut eine Chance zu hoher Transparenz vertan, welche problemlos herzustellen gewesen wäre. Auszugsweise einige Schlagworte der Expertenrunde (sinngemäß):

Professor Will: „Die Frage muss gestattet werden, ob es überhaupt einer baulichen Erweiterung bedarf. Das Lindenau-Museum ist in Solitär-Bauweise errichtet und verträgt grundsätzlich keine Erweiterungsbauten.“

Dr. Wendland: „Die Objekte Marstall und Lindenau-Museum sollten immer gesamtheitlich betrachtet werden. Diesem Ensemble gehören auch Wettinerstraße und Schlosspark an. Der aufgrund bestehender Altbepflanzung und mangelndem Grünvolumen/ ursprünglicher Anlagengestaltung als verarmt zu bezeichnende Schlosspark bedarf einer deutlichen Aufwertung, um seiner wichtigen Bindungsfunktion zwischen Museum und Marstall gerecht zu werden. Die bauliche Erweiterung des Lindenau-Museums zur Integration verschiedener Funktionalitäten ist zu befürworten.“

Herr Seemann: „Weitere zeitlich langwierige Verzögerungen gefährden u. U. die Zuweisung der Fördermittel, da hier Fristen zugrunde liegen, die Geduld der Fördermittelgeber (Bund und Freistaat) strapaziert werden, aber auch die aktuellen Negativzinsen bei steigenden Baukosten schmälernd auf das verfügbare Budget wirken. Jegliche Überlegungen für bauliche Änderungen sollten deshalb zügig sowie in enger Abstimmung mit den Geldgebern getroffen werden.“

Dr. Titz: „Die vorangeschrittene Planung lässt nur begrenzten Handlungsraum zu. Deshalb empfiehlt sich ein konkurrierendes Verfahren durch Mehrfachbeauftragung. Ein Ideenwettbewerb etc. ist nicht empfohlen, da zeit- und kostenintensiv, sowie im bereits fortgeschrittenen Planungsverfahren nicht zielführend.“

Hinsichtlich des Einbezugs der Fördermittelgeber war ein Vertreter des Freistaates Thüringen anwesend und auskunftsfähig. Für den Bund als Geldgeber erhob zwischendrin der Museumsdirektor Dr. Krischke das Wort, indem er kundtat, dass es von dieser Seite keine Begrenzungen im freien Denken zur Gestaltung des Museums gäbe (Info erreichte ihn per Kurznachricht). Diese Äußerung schien zumindest bei Landrat Melzer und Fachbereichsleiter Wenzlau einige Schockwellen auszulösen, denn offenbar ist beiden die stringente Fortarbeit mit bisherigen Planungsständen viel lieber, als ein planerischer Kurswechsel oder gar ein gänzlich neuer Planungsprozess.

Sehr interessant für uns als Fraktion waren auch die von Architekt Sabel geteilten Erkenntnisse über Statik und andere Faktoren, welche sich limitierend über jegliche Bauplanung legen. Ein für uns erkennbares mehrheitliches Meinungsbild ergab zudem, dass das Museumsgebäude nicht durch moderne Baugestaltung im Vorfeld seines Sockels „beraubt“ werden dürfe. Auch darf bei zu erwartender Gestaltung eines Stadtgeschosses (Anbau an der Frontseite) kein Baustil zu tragen kommen, der einem aktuellen Zeitgeist entspricht, aber (ähnlich der vielfach monierten Terrassen-Treppen-Anlage von 1910) in einigen Jahren als architektonische Sünde bezeichnet und aufwendig rückgebaut wird. Jeglicher baulicher Eingriff muss sich deshalb mit der Ursprünglichkeit des Hauptgebäudes und dessen baustiltechnischem Ausdruck vereinbaren, wie auch harmonisch in das Umgebungsgelände aus Schlosspark und Wettinerstraße einfließen.

Die drei wesentlichsten Ergebnisse des Kolloquiums hier:

  1. Die Achsialität des Museumsgebäudes als markanter Zulaufpunkt aus der Wettinerstraße muss erhalten bleiben.
  2. Das Museumsgebäude muss auch eine Funktionalität als Verbindungselement zwischen Wettinerstraße und Schlosspark besitzen.
  3. Ein zusätzliches, konkurrierendes Verfahren ist deutlich empfohlen, um noch bessere Planungsvorschläge für die Neugestaltung des Lindenau-Museums zu gewinnen.

Unser Fazit als Kreistagsfraktion:
Es war gut und richtig, dass wir mit unserer Adressierung an den Landrat den Finger in die Wunde legten. Denn auch wenn Vergabe- und Planungsverfahren rechtlich einwandfrei gelaufen sind, verpasste man bisher die Bevölkerung wie auch zahlreich sachkundige Experten in diese Prozesse genügend einzubeziehen. Dadurch drohte dem Lindenau-Museum eine baulich-optische Abwertung zu negativen Lasten des gesamten Areals ringsum. Dieses wird nun absehbar verhindert werden, auch dank der hilfreichen Interventionen aus der Expertenrunde vom 09. April 2022.
Einziger fader Beigeschmack des Kolloquiums bleibt, dass Landrat Melzer und Oberbürgermeister Neumann hier eine CDU Bühne zu schaffen schienen, anstatt einem besser geeigneten Repräsentanten der Bevölkerungsmeinung (Kreistagsmitglied Steffen Kühn; Vertreter des Altenburger Stadtforum etc.) die Möglichkeit zum Beitrag als (wirklicher) Experte einzuräumen.

Uwe Rückert
Vorsitzender der Kreistagsfraktion Starke Heimat

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