Entscheidung des Kreistages
Auf seiner Sitzung in der letzten Woche hat der Kreistag einen neuen Jugendförderplan für die Jahre 2017 bis 2020 beschlossen. Damit fließt in den nächsten vier Jahren mehr Geld in die Förderungen von Jugendlichen im Altenburger Land – insgesamt rund 6,7 Millionen Euro. An der Finanzierung werden sich alle Kommunen des Landkreises beteiligen. Auch bisher gehörte das Altenburger Land schon zu den drei Thüringer Landkreisen, die das meiste Geld in die Jugendarbeit steckten.
Der momentan noch gültige Jugendförderplan erlischt Ende dieses Jahres. Eine Neuschreibung des Papieres machte sich erforderlich, weil sich die Sozialdaten des Landkreises in den letzten Jahren deutlich verändert hatten; der bisherige Plan basierte auf einer Bedarfserhebung aus dem Jahr 2001. Die nun neu erhobenen Daten sprechen eine klare Sprache und fordern auf zum Handeln. Die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung etwa und Eingliederungshilfen erreicht im Altenburger Land mit 49 pro 1.000 Kinder und Jugendliche den höchsten Wert unter den Thüringer Landkreisen. Auch in der Jugendarbeitslosigkeit hat das Altenburger Land mit 10,2 Prozent den höchsten Wert in Thüringen. 17 von 100 Jugendlichen leben von Hartz4-Leistungen; 3,6 Prozent aller jungen Menschen werden unter 21 Jahren werden mindestens einmal straffällig. Und auch Drogenmissbrauch ist hierzulande längst ein ernstes Thema.
Was erwarten Kinder und Jugendliche? Wie und wo wollen sie am liebsten ihre Freizeit verbringen? Vom wem und wobei wünschen sie sich Unterstützung? Diese und ähnliche Fragen richteten die Verantwortlichen des Landratsamtes, die eng mit dem Jugendhilfeausschuss des Kreistages kooperierten, per online-Befragung an die jungen Leute. Im Ergebnis dieser Erhebung ließen sich mehr als 1200 Fragenbögen auswerten, die dann in die Jugendförderplanung einflossen. Dies bedeutet, dass sich ca. 12,2% der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Altersklasse der 10- bis 25-Jährigen an der Befragung beteiligten.
Jugendclubs, Jugendhäuser, Bolzplätze und überdachte Freizeittreffpunkte standen weit oben auf der „Wunschliste“ der Kinder und Jugendlichen, aber auch die Bitte nach Unterstützung bei der Organisation von selbst initiierten Veranstaltungen. Ein großer Bedarf besteht auch in Fragen von Beratungsangeboten in Bezug auf Beziehungs-, Schul- und weiterer jugendtypischer Probleme. Heraus stellte sich zudem: Vor allem Kinder und Jugendliche in den kleineren Dörfern hätten gerne mehr Freizeitangebote.
Nach dem neuen Jugendförderplan soll es nun ab Januar vier sogenannte Planungsräume geben, in denen die Jugendarbeit über freie Träger wie beispielsweise die Johanniter oder den Magdalenenstift, aber auch über die Kommunen, realisiert wird.
Das sind: Altenburg-Nord und die VG Pleißenaue; Altenburg, Nobitz und die VG Wieratal; Meuselwitz, Lucka und die VG Rositz; Schmölln, Erfrüllende Gemeinde Gößnitz (Ponitz und Heyersdorf) und die VG Altenburger Land. Soll heißen: „Weiße Flecken“ wie bisher gibt es von nun an nicht mehr; alle Jugendliche im Landkreis können und sollen erreicht werden. In jeder dieser Region werden vier bis fünf Vollzeitkräfte – Sozialarbeiter und Sozialpädagogen – von einer stationären Jugendeinrichtung aus tätig sein, aber auch mobil agieren, sprich: sich auf die Kinder und Jugendlichen vor allem im ländlichen Bereichen zubewegen und direkt vor Ort Freizeitangebote offerieren. Eng zusammenarbeiten werden sie dabei mit den 12 Schulsozialarbeiten, die bereits an ebenso vielen Schulen des Landkreises tätig sind, aber auch mit den Entscheidungsträgern der Kommunen. Jetzt gilt es für die Träger der freien Jugendhilfe, zügig Konzepte für die Jugendarbeit in den vier Planungsräumen zu erarbeiten und ab Januar mit der Umsetzung zu beginnen.